Mitteilungen zur Ertragsthesaurierung verwirren Anleger

Geposted von Bernd Heimburger am

Zahlreiche Anleger erhalten in diesen Tagen Schreiben von ihren Depotbanken, in denen die Höhe der Ertragsthesaurierung und die damit verbundene Steuergutschrift mitgeteilt wird. Manche Anleger fühlen sich verunsichert, wenn nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist, dass die in diesen Schreiben aufgeführten „Zinsen pro Stück“ nur einen Teil der Gesamt-Erträge ihrer Fonds ausmachen. Wir erläutern deswegen den Hintergrund und die Bedeutung dieser Schreiben etwas tiefer.

Neue Systematik der Anrechnung von steuerrelevanten Erträgen seit Anfang 2012

Mit dem Kalenderjahr 2012 hat sich die Systematik der Abführung und Anrechnung von steuerrelevanten Erträgen in thesaurierenden Fonds grundlegend geändert. Bis zum 31.12.2011 wurden die Steuern von der jeweiligen KAG abgeführt. Seit dem 01.02.2012 wird diese Aufgabe jedoch von den depotführenden Banken übernommen. Zu diesem Zweck stellt die KAG den Banken die „Steuerliquidität thesaurierender Fonds“ zur Verfügung.

Komplexes Verfahren zur individuellen Berücksichtigung von Freistellungsauftrag und Verlustverrechnungstopf

Die Banken müssen sodann bei jedem Depotkunden die ihnen vorliegenden Freistellungsaufträge und darüber hinaus die für den jeweiligen Kunden geführten Verlustverrechnungstöpfe berücksichtigen. Dies führt dazu, dass ein an sich identischer Sachverhalt (Besteuerung von Erträgen in thesaurierenden Fonds) in Abhängigkeit von dem zu berücksichtigenden (restlichen) Freistellungsbetrag und dem individuell für jeden Depotkunden geführten Verlustverrechnungstopf bei jedem Kunden zu anderen Ergebnissen führt.

Form der Bescheinigungen von Bank zu Bank unterschiedlich

Die Abrechnungen der Banken sind unterschiedlich aufgebaut. Die einzelnen Beträge werden auch unterschiedlich ausgewiesen. So wird z.B. der Thesaurierungsbetrag bei einigen Banken brutto und von anderen Banken netto ausgewiesen.

Verdeutlichung am Beispiel des 3ik-Strategiefonds I

Am Beispiel unseres 3ik-Strategiefonds I zeigen wir nachfolgend die Systematik der Ertragsthesaurierung pro Anteil auf:

Wertzuwachs des Fonds (pro Anteil)
im Rumpfgeschäftsjahr vom 01.12.2011 bis 31.08.2012  
Euro 3,96 
(3,96 %)
davon steuerpflichtiger Zinsanteil Euro 1,0268907
Steuerliquidität pro Stück                Euro 0,31
davon Kapitalertragssteuer – KAPST Euro 0,26
davon Solidaritätszuschlag – SOLZ   Euro 0,02
davon Kirchensteuer       

Euro 0,03

   

 

 

 

 

 

 

Die jeweilige Depotbank erteilt nun eine Mitteilung zur Ertragsthesaurierung und der Höhe der Steuergutschrift auf der Grundlage der für jeden einzelnen Kunden unterschiedlichen Daten. Dabei werden Freistellungsaufträge, Verrechnungstöpfe und Vorgaben zur Handhabung der Kirchensteuer berücksichtigt.

Höhe der Steuergutschrift abhängig von der Datenlage des einzelnen Kunden

Liegt der Bank beispielsweise eine Nichtveranlagungsbescheinigung vor oder ist der Freistellungsauftrag noch nicht ausgeschöpft, werden die kompletten Euro 0,31 pro Fondsanteil auf dem Kundenkonto gutgeschrieben.

Hat im Gegensatz dazu ein Kunde die Freistellungsaufträge ausgeschöpft und der Verrechnungstopf weist keinen Minussaldo aus und dieser Kunde hat seine Bank beauftragt, die Kirchensteuer für ihn abzuführen, kommt es zu keiner Gutschrift auf dem Kundenkonto.

3ik-Strategiefonds I erzielte in 2012 drei Viertel des Wertzuwachses steuerfrei

Diese konkrete Betrachtung der Ertragsthesaurierung des 3ik-Strategiefonds I zeigt sehr anschaulich auf, wie vorteilhaft sich auch die Anlage in einen konservativen Fonds unter steuerlichen Aspekten darstellt. Von den 3,96 % Gesamtperformance des Fonds im aufgezeigten Zeitraum sind nur 1,0269 % steuerpflichtig. Dies entspricht einem Anteil an der Gesamtperformance von 25,9 %. Damit wurden fast drei Viertel des gesamten Wertzuwachses steuerfrei erzielt. Dies führt zu einer Steuerstundung, bis irgendwann später eine Umschichtung oder Auszahlung erfolgt.

 

Bernd Heimburger ist Gesellschafter und Geschäftsführer der Gies und Heimburger GmbH und leitet die Niederlassung in Bad Krozingen.