Editorial der Freitags-Info vom 11.12.2020

Geposted von Thomas Boldt am

Die Elektromobilität fährt mit Vollgas

Die 120 Jahre alte Vorherrschaft der Verbrennermotoren geht jetzt binnen weniger Jahre zu Ende. Die Alleinherrschaft von Benzin und Diesel ist Vergangenheit.

In den ersten 9 Monaten 2020 stiegen die Neuzulassungen von Elektro-PKW in Deutschland, Frankreich und Großbritannien um jeweils rund 100% gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum. Bereits im Oktober waren 31,4% aller zugelassenen PKWs – Autos mit alternativen Antrieben.

Diese Entwicklung hat diverse Gründe und Ursachen, aber der wichtigste Grund ist: Sie ist politisch gewollt und folgt den CO2-Grenzwerten der EU. Abgesehen von einigen Übergangsregelungen gilt im Prinzip schon für 2020: Die neu verkauften Autos der Hersteller dürfen im Durchschnitt nur noch 95 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer ausstoßen. Davon waren Volkswagen, Daimler und BMW 2019 mit Werten von über 120 Gramm noch deutlich entfernt – 2020 könnten sie die Messlatte eventuell dank der verkauften E-Autos erfüllen. Hinzu kommen zahlreiche Gesetze, den Verbrauch von fossilen Brennstoffen zu verteuern und die E-Mobilität zu entlasten, z.B. wird in Zukunft die LKW-Maut höchstwahrscheinlich differenziert nach Antriebsart erhoben.

Bei den Brennstoffzellen hat Daimler zusammen mit Volvo eine gemeinsame Gesellschaft für die Produktion der Wasserstoffmodule gegründet. Zusammen kommt man auf rund 50 % Marktgröße, was den Einfluss auf die Wasserstoff-Infrastruktur vergrößert. Die „Nationale Wasserstoffstrategie“ pumpt 9 Mrd. in das Ziel, dass innerhalb von nur 10 Jahren mindestens ein Drittel des gesamten Lkw-Verkehrs klimaneutral angetrieben wird. Zusätzlich gibt es 4,1 Mrd. Zuschüsse für Wasserstoff-Tankstellen und mehr Ladesäulen.

Massive Folgen für die Erdölnachfrage

BP, einer der weltweit größten Mineralölkonzerne, geht in seinem eben erschienenen Jahresausblick davon aus, dass die weltweite Nachfrage nach Erdöl ihren Gipfel im vergangenen Jahr endgültig überschritten hat.

Die Öl-Nachfrage könnte in den nächsten 20 Jahren um sage und schreibe 50% fallen, wenn die Klimaschutzmaßnahmen konsequent fortgesetzt werden. Während die Nachfrage nach erneuerbaren Energien bis 2030 um ca. 300% zunehmen sollen.

Bemerkenswert an diesen Vorhersagen ist, dass sie in den Jahren zuvor viel gemäßigter klangen. Noch 2019 erwartete BP auf Sicht der nächsten 15 Jahre eine leicht steigende Nachfrage nach Erdöl – jetzt gehen die Marktexperten davon aus, dass etwa ab 2025 die Nachfrage steil fallen wird.

Die Transformation im Mobilitätssektor drückt mit Vollgas aufs Tempo. Wenn Sie mich daher fragen, wie die deutsche Automobilindustrie im Jahr 2030 aussehen wird, würde ich antworten: „Völlig anders.“

Bleiben Sie gesund und genießen Sie das Wochenende

Thomas Boldt und das gesamte Team von Gies & Heimburger

Direktor Privatkunden Gies und Heimburger GmbH