Editorial der Freitags-Info vom 26.02.2021

Geposted von Thomas Boldt am

Die Inflation steigt, ist aber kein Grund zur Sorge

Als die Inflationsdaten für Januar veröffentlicht wurden, dürften sich alle die Angst vor einer starken Geldentwertung haben, bestätigt gefühlt haben.

Die Inflation ist in Deutschland von -0,3%im Dezember 2020 auf 1,0% im Januar dieses Jahres gesprungen.

Viele Menschen sind besorgt, schließlich bedeutet eine höhere Inflation eine schnellere Geldentwertung. Die Realzinsen werden noch negativer als ohnehin schon, und das Geld das unverzinst auf dem Girokonto liegt, verliert noch schneller an Wert.

Tatsächlich werden einige Sondereffekte dafür sorgen, dass die Inflation im laufenden Jahr im Vergleich zu 2020 deutlich anziehen wird. Bspw. dürfte sich der zuletzt stark gestiegene Ölpreis auch auf die Verbraucherpreise niederschlagen. Auf dem Höhepunkt der Corona-Krise am Finanzmarkt im Frühjahr 2020 kam der Ölpreis stark unter Druck und fiel sogar kurzzeitig in den negativen Bereich. Vergleicht man die Inflationsraten der Frühlingsmonate mit dem Vorjahr, wird allein dadurch ein Anstieg zu beobachten sein.

Ein weiterer Sondereffekt: Der Warenkorb mit den Gütern, deren Preise verglichen werden, wurde neu zusammengestellt. In der Pandemie stärker nachgefragte Artikel werden jetzt höher gewichtet, allerdings steigt bei einer höheren Nachfrage auch der Preis der Produkte. Diese Änderung führt ebenfalls zu einem höheren Preisanstieg. So spielten 2020 die Preise für Reisen eine höhere Rolle als in diesem Jahr, allerdings wurde in der Pandemie kaum noch gereist, was die Preise fallen ließ. Nun sind Lebensmittel höher gewichtet, deren Preise zuletzt gestiegen sind. Später im Jahr könnte der Inflationsdruck sogar noch weiter zunehmen. Mit zunehmenden Öffnungen und Lockerungen kann es in manchen Bereichen zu Engpässen oder einer Nachfrage-Konzentration kommen. Wenn viele Menschen wieder reisen möchten, könnten die Preise für Flüge oder Urlaube später im Jahr anziehen.

Damit die Inflation auch nachhaltig steigt, bräuchte es allerdings Zweitrundeneffekte. Zum Beispiel das wegen der höheren Preise im darauffolgenden Jahr die Löhne steigen. Durch den steigenden Konsum würden die Preise noch weiter steigen, wodurch die sogenannte Lohn-Preis-Spirale entsteht — dass sich also steigende Löhne und höhere Preise gegenseitig bedingen.

Doch die Realität sieht anders aus. Zahlreiche Firmen hatten in der Corona-Pandemie Kurzarbeit angemeldet und sorgen sich noch immer vor einer Insolvenz. Zudem sind die Maschinen in vielen Betrieben nicht ausgelastet, was gegen steigende Löhne und somit gegen eine nachhaltige Inflation spricht.

Und eines hat die EZB ebenfalls klargestellt: Sie wird ihren Kurs beibehalten und die ultralockere Geldpolitik fortsetzen, auch wenn die Inflation in diesem Jahr über die Marke von 2% steigt.

Thomas Boldt und das gesamte Team von Gies & Heimburger wünscht Ihnen ein schönes Wochenende!

Direktor Privatkunden Gies und Heimburger GmbH